offene Arbeit, offenes Konzept

Offene Arbeit ist mehr als ein pädagogisches Konzept und erst recht mehr als ein verändertes Raumkonzept. Es handelt sich eher um eine Grundeinstellung zum Zusammenleben.

 

Unserem Konzept liegt ein Partizipationsverständnis zugrunde, das alle Beteiligten zu aktiven Gestaltern und Akteuren ihrer Umwelt macht. Wir sehen das Kind von seinem Wesen her als grundsätzlich aktiv, neugierig und interessiert an und sind der Meinung, dass es nicht ständig von den Erwachsenen stimuliert, motiviert und angespornt werden muss. Viel wichtiger ist uns eine gut vorbereitete Umgebung. Wir sprechen hier von anregenden Lernwerkstätten im Innen- und Außenbereich, einer guten Ausstattung, ausreichend Spiel- und Aktionsmaterial sowie dem Mut zur ständigen Veränderung.

 

Offene Arbeit bedeutet für uns auch, eine Lobby für die Stärkung und Sicherung der Kinderrechte zu bilden. Kinder erhalten bei uns die Möglichkeit sich in demokratischen Beteiligungsformen, wie Kinderkonferenzen und Versammlungen, zu üben. Dadurch haben sie ein Gremium, in dem Regeln, zeitliche Abläufe und Gestaltungs- und Ausstattungsideen altersgerecht mit allen Kindern und Erwachsenen besprochen, beschlossen oder auch verändert werden können.

 

PARTIZIPATION wird also großgeschrieben!

 

In der offenen Arbeit sehen wir den Vorteil im Erwerb sozialer, kommunikativer und emotionaler Kompetenzen, denn die Kinder üben sich täglich in der Ansprache und Kontaktaufnahme zu anderen Kindern und Erwachsenen und erfahren dadurch eine Fülle an unterschiedlichen Kommunikationsmodalitäten. Sie werden in der Zunahme an Empathie, Selbstbewusstsein, Eigeninitiative, mündigem Denken und sozialorientierter Verantwortungsbereitschaft unterstützt.

 

Offene Arbeit wird oft mit „offenen Türen“ gleichgesetzt. Für uns bedeutet es jedoch:

 

„Offen für alle Kinder“.

 

Offene Arbeit bietet die Chance, dass sich alle Kinder mit ihren unterschiedlichen Hintergründen, Fähigkeiten und Möglichkeiten einbringen, voneinander lernen, aufeinander zugehen und aufeinander achten können. Qualitätsvolle, offene Arbeit findet bei uns zeitweise hinter geschlossenen Türen statt, damit Kinder alleine, miteinander oder mit Erwachsenen ungestört agieren können.

 

Alle verfügbaren Räume werden als Ganzes gesehen, differenziert gestaltet und genutzt. Unseren Kindern eröffnet sich damit ein umfangreiches und vielfältiges Spielfeld, was wiederum ihre Erfahrungs-, Handlungs- und Entscheidungsspielräume erweitert. Sie können sich je nach Bedürfnis und Interesse dahin begeben, wo sie das tun können, was für sie gerade wichtig und von Bedeutung ist – ohne einander zu stören, zu behindern oder aber auch gestört zu werden.

 

Offen bedeutet für uns nicht: Alle machen, was sie wollen – ohne Regeln und Grenzen.

 

Die Entscheidungsfreiräume der Kinder zu erweitern bedeutet bei uns nicht, Kindern alle Entscheidungen zu überlassen. Die Erzieherinnen setzen weiterhin den Rahmen, in dem sich die Kinder bewegen. Es bestehen klare und für die Kinder transparente Absprachen, Regeln und Vereinbarungen, die von den Erzieherinnen begründet und gegenüber den Kindern, den Eltern, den Kolleginnen und der Öffentlichkeit vertreten werden müssen. Somit offenbaren wir als Erzieherinnen unsere pädagogischen Positionen, unser Rollenverständnis und unser Verständnis von Professionalität.

 

Offen bedeutet für uns nicht: "Die Bezugserzieherin achtet nur auf „ihre Kinder“.

 

In unserem funktionierenden Team schauen mehr als nur zwei Augen auf das Kind, woraus dann ein objektiverer Blick und eine Einschätzung entstehen. Dieses Mehraugenprinzip birgt die Chance, dass wir als Fachkräfte durch den Austausch untereinander die eigenen Grenzen besser kennen – ein wichtiger Punkt, um den Kindern gegenüber fair und gerecht zu bleiben. Kernpunkt hierbei ist die Kommunikation und Kooperation im Team. Es gibt Zuständigkeiten einer Erzieherin für bestimmte Kinder und Eltern, wir sprechen dann von der Bezugserzieherin, die für Gespräche, Beratungen oder die Begleitung der Familie von der Aufnahme in der KiTa bis zum Übergang in die Schule verantwortlich ist.

 

Grundsätzlich gilt jedoch, dass jede Erzieherin die Verantwortung für alle Kinder hat, die sich in ihrem Blickfeld aufhalten, denn es gibt Verabredungen darüber, wer sich wann oder wo, drinnen oder draußen, aufhält.